Samstag, November 25, 2006

Foo Fighters - Skin And Bones


Akustik. Jeder mag Dave Grohl. Der Mann macht aber auch alles richtig: Er ist zweifellos einer besten Schlagzeuger der Welt, hat auch noch Spaß am Gitarre spielen und unglaubliche Melodien im Kopf. Die Foo Fighters sind ja eher eine unscheinbare Band, aber wahrscheinlich die Konsens-Mischung aus Pop und Rock überhaupt. Grohl kann zu Bratgitarren schreien oder die Akustische rausholen und nur ein wenig säuseln. Beides wird geliebt und gekauft.

Auf Skin And Bones hat letzteres eindeutig die Oberhand und das ist auch so gewollt. Im Zuge ihrer Tour mit der ruhigen Hälfte des aktuellen Albums In Your Honor ließen sie eine Show in Hollywood mitschneiden, die es jetzt auf CD (leicht gekürzt) und auf DVD (wohl vollständig) zu kaufen geht. Da bisher keine offizielle Live-Aufnahme der Foo Fighters veröffentlicht wurde, geht das auch absolut in Ordnung. Gespielt werden natürlich viele der akustischen Songs von In Your Honor, aber auch einige Klassiker (u.a. Big Me, Times Like These, My Hero), ein Nirvana-Song (Marigold) und die namensgebende B-Seite Skin And Bones. Die Band wurde den Anforderungen entsprechend ein wenig erweitert um eine Violinistin, Percussions und sogar einige Tasteninstrumente.

Die Songs klingen allesamt trotzdem etwas reduziert, was aber das einfach außergewöhnlich gute Songwriting eher noch unterstreicht. Mir fehlt eigentlich nur der eine oder andere Song von There Is Nothing Left To Lose, um komplett glücklich zu sein. Aber man kann nicht alles haben. Wer schon Fan war, macht hier nichts falsch (gerade jetzt zur besinnlichen Jahreszeit), wer die Foo Fighters aber noch nie mochte oder eher auf Probot II wartet, fühlt sich beim Hören wahrscheinlich ziemlich weichgespült. 7/10

Anspieltipps: Times Like These, My Hero, Marigold

...And You Will Know Us By The Trail Of Dead - So Divided


Indie-Prog. Die Steine haben sie sich selbst in den Weg gelegt. Das allerdings auch nicht erst seit neuestem. Wer jemals ein Interview mit Conrad Keely oder Jason Reece gelesen hat, weiß, dass diese Band unheimlich hohe Ansprüche an die eigene Musik und auch an das Drumherum stellt. Weiterentwicklung (Progressivität im wörtlichen Sinne eben) steht bei ihnen schon lange an erster Stelle. Biografisch verstehen sie darunter derzeit die Leugnung ihrer (angeblich fiktiven) Vergangenheit, aber was natürlich eigentlich interessiert, ist die Musik.
Madonna war brachial, Source Tags & Codes krachig mit Anspruch und Worlds Apart Kunst mit Hang zur Destruktivität. Diesen Hang zum "Kaputtmachen" haben ...Trail Of Dead auch auf So Divided nicht verloren, er versteckt sich allerdings gut. Während der ersten Hördurchgänge versteckt sich allerdings das ganze Album recht gut. Mehr als gute Ansätze will man zunächst nicht raushören. Das ändert sich jedoch im Laufe der Zeit. Wie das mit progressiver Musik nunmal so ist, gibt es hier den einfachen Zugang nicht: Stand In Silence fällt nach dem ruhigen, leicht indifferenten Intro mit der Tür ins Haus, Wasted State Of Mind verweigerte sich mir zunächst total, Naked Sun hört sich nach einer anderen Platte von einer anderen Band an und so weiter und so fort.

Aber dann fiel mir der grandiose Zwischenteil in erstgenanntem, der wirklich bezaubernde Refrain in zweitgenannten und das fette Grinsen in letzterem auf und die Begeisterung stieg so langsam. Der Titelsong ist sowohl textlich wie musikalisch ein Monument und Spiegel moderner Rockmusik. Zwischendurch werden immer wieder kürzere Songs (Gold Heart Mountain Top Queen Directory, Eight Days Of Hell) eingestreut, nur um zu sagen: "Die nächste Irrfahrt kommt sofort!" Außerdem kann das Album wirklich bis zum Ende überzeugen. Sowohl die Ballade Witch's Web als der sehr verträumte Prog-Pop-Abschluss Sunken Dreams halten das Niveau hoch.

Ob wir es hier mit der Platte des Jahres zu tun haben, muss jeder selbst entscheiden. Aber an Abwechslungreichtum und musikalischer Aufgeschlossenheit sind ...Trail Of Dead dieses wie auch schon letztes Jahr schwer zu überbieten. 9/10

Anspieltipps: Stand In Silence, So Divided, Witch's Web