Samstag, November 25, 2006

...And You Will Know Us By The Trail Of Dead - So Divided


Indie-Prog. Die Steine haben sie sich selbst in den Weg gelegt. Das allerdings auch nicht erst seit neuestem. Wer jemals ein Interview mit Conrad Keely oder Jason Reece gelesen hat, weiß, dass diese Band unheimlich hohe Ansprüche an die eigene Musik und auch an das Drumherum stellt. Weiterentwicklung (Progressivität im wörtlichen Sinne eben) steht bei ihnen schon lange an erster Stelle. Biografisch verstehen sie darunter derzeit die Leugnung ihrer (angeblich fiktiven) Vergangenheit, aber was natürlich eigentlich interessiert, ist die Musik.
Madonna war brachial, Source Tags & Codes krachig mit Anspruch und Worlds Apart Kunst mit Hang zur Destruktivität. Diesen Hang zum "Kaputtmachen" haben ...Trail Of Dead auch auf So Divided nicht verloren, er versteckt sich allerdings gut. Während der ersten Hördurchgänge versteckt sich allerdings das ganze Album recht gut. Mehr als gute Ansätze will man zunächst nicht raushören. Das ändert sich jedoch im Laufe der Zeit. Wie das mit progressiver Musik nunmal so ist, gibt es hier den einfachen Zugang nicht: Stand In Silence fällt nach dem ruhigen, leicht indifferenten Intro mit der Tür ins Haus, Wasted State Of Mind verweigerte sich mir zunächst total, Naked Sun hört sich nach einer anderen Platte von einer anderen Band an und so weiter und so fort.

Aber dann fiel mir der grandiose Zwischenteil in erstgenanntem, der wirklich bezaubernde Refrain in zweitgenannten und das fette Grinsen in letzterem auf und die Begeisterung stieg so langsam. Der Titelsong ist sowohl textlich wie musikalisch ein Monument und Spiegel moderner Rockmusik. Zwischendurch werden immer wieder kürzere Songs (Gold Heart Mountain Top Queen Directory, Eight Days Of Hell) eingestreut, nur um zu sagen: "Die nächste Irrfahrt kommt sofort!" Außerdem kann das Album wirklich bis zum Ende überzeugen. Sowohl die Ballade Witch's Web als der sehr verträumte Prog-Pop-Abschluss Sunken Dreams halten das Niveau hoch.

Ob wir es hier mit der Platte des Jahres zu tun haben, muss jeder selbst entscheiden. Aber an Abwechslungreichtum und musikalischer Aufgeschlossenheit sind ...Trail Of Dead dieses wie auch schon letztes Jahr schwer zu überbieten. 9/10

Anspieltipps: Stand In Silence, So Divided, Witch's Web

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