Donnerstag, Juli 16, 2009

The Mars Volta - Octahedron


Möchtegern-Akustik-Album. Viele waren enttäuscht, als The Mars Volta Amputechture veröffentlichten. War Frances The Mute noch perfekt ausgeklügelter Progrock, war die Band hier plötzlich kaum noch hörbar, einfach über das Ziel hinausgeschossen. Viele waren enttäuscht, als The Mars Volta The Bedlam In Goliath veröffentlichten. War Amputechture immerhin noch richtiger Prog, war die Band plötzlich kaum noch auszuhalten, so breitbeinig rockend gab sie sie sich. Bäh, Mainstream.

Viele werden enttäuscht sein, jetzt, da The Mars Volta Octahedron veröffentlicht haben. War The Bedlam In Goliath wenigstens noch Rockmusik, gibt es hier fast nur Geschwurbel und atmosphärisches Gedröhne zu hören. Es kam ja mit Ankündigung, das Akustikalbum von The Mars Volta. Cedric B. und Omar R. (Namen von der Redaktion gekürzt) versprachen ihre Version von akustischer Musik.

Wenn es denn wenigstens das geworden wäre. Aber statt akustischen Gitarren, chinesischen Glockenspielen, Klanghölzern, Xylophonen, Santuri und was nicht sonst alles vorstellbar gewesen wäre im Klangkosmos von The Mars Volta, gibt es flächiges Effektgeprotze, viele quietschende und verzerrte Gitarren sowie ewige Pausen zwischen den Songs, die die Spannungskurve auf dem Boden festnageln.

Klar, dahinter stecken richtig gute Songs mit beeindruckenden Gesangslinien, eindringlichen Melodien und ausgereifter Komposition. In Halo Of Nimbutals und Desperate Graves scheint eine ganze Zeit lang durch, was daraus hätte werden können, wenn die Band sich das Stichwort „akustisch“ nicht in den Kopf gesetzt hätte. With Twilight As My Guide und Copernicus hört man an, dass die Band sich dieses Stichwort einfach nicht in den Kopf hätte setzen sollen.

Cotopaxi schließlich beweist, dass Cedric und Omar ihre eigenen Ansprüche auch gerne mal einfach ignorieren. Plötzlich spielt da eine Rockband, präzise, mit viel Energie, kompakt und messerscharf. The Mars Volta beweisen – und das werden sie selbst gar nicht hören –, dass sie im Radioformat auf dreieinhalb Minuten richtig gute Songs schreiben können. Aber dazu braucht es derzeit wohl noch eine Wagenladung Gewaber drum herum. 5/10

Anspieltipps: Cotopaxi, Desperate Graves

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