Sonntag, Mai 17, 2009

Green Day - 21st Century Breakdown


Protestoper. Fünf Jahre heben Green Day für den Nachfolger zu American Idiot gebraucht. Fünf Jahre, in denen viel passiert ist. Das offensichtlich wichtigste: W. ist nicht mehr Präsident der USA. Der Punkrock hat seinen Lieblingsfeind verloren. Worüber soll man jetzt noch Songs schreiben? NOFX zum Beispiel besinnen sich ihrer Wurzeln und machen wieder Nonsens, Propagandhi haben ihrer Inneres gefunden und singen jetzt sogar Liebeslieder. Und Green Day?

Die drei aus Oakland gehen ihren Weg ziemlich konsequent weiter. Schließlich ist seit dem 20. Januar nicht alles Friede, Freude, Pancake in den Vereinigten Staaten von Amerika. 21st Century Breakdown ist also abermals ein Konzeptalbum geworden. 3 Akte, 18 Songs, 2 Protagonisten, Politik, Religion und die Liebe handelt Billie Joe Armstrong auf 70 Minuten ab. Das ist viel Zeit, aber auch der ganz große Rundumschlag. Der rote Faden ist die Geschichte des pyromanisch veranlagten Christian, der immer auf der Suche nach Ärger ist und der idealistischen Gloria, in die Christian sich natürlich verlieben muss.

Green Day verpacken die sympathisch klischeehafte Story in anderthalb Dutzend Songs, bei denen - das muss man der Band lassen - erstaunlicherweise kein Totalausfall zu finden ist. Über 70 Minuten halten sie die Spannung hoch und präsentieren sich variantenreicher als auf American Idiot. Last Of The American Girls ist das bessere Whatsername und 21 Guns sticht Give Me Novocaine locker aus, um ein paar Songs zu vergleichen, die sich durchaus ähnlich sind. Denn Green Day bleiben Green Day. Neu und innovativ ist auch auf 21st Century Breakdown nichts. Die Einflüsse reichen vom frühen Bruce Springsteen über The Clash und Social Distortion bis zu Queen und schließlich zum späteren Springsteen.

Und im Bandkontext fühlt man sich an Warning (Viva La Gloria (Little Girl)), die Foxboro Hot Tubs (Horseshoes And Handgrenades) und natürlich American Idiot (Know Your Enemy) erinnert. Das Tempo bleibt über die ganze Platte hinweg höher als noch auf American Idiot. Es gibt nur eine lupenreine Ballade: Last Night On Earth fühlt sich mit den flirrenden Slidegitarren aber auch erfrischend anders an und nicht so stereotyp wie Boulevard Of Broken Dreams oder Wake Me Up When September Ends. Überall regiert die Abwechslung: Bei Restless Heart Syndrome übernehmen ab der Hälfte die quietschenden Gitarrenwände, 21 Guns versucht es erfolgreich mit Falsettgesang, Peacemaker dreht die Polka durch den Fleischwolf etc. pp. Es gibt also viel zu entdecken! 8/10

Anspieltipps: 21st Century Breakdown, East Jesus Nowhere, Horseshoes And Handgrenades

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