Mittwoch, Mai 20, 2009

Propagandhi - Supporting Caste


Punk-Prog-Rock-Metal-Polit-Hardcore. Propagandhi finden seit jeher Unterschlupf im harten Kern der Punkrock-Szene, ganz in der Nähe von Bands, die sich politisch engagieren (wie Propagandhi auch), seit Jahren ihren Stil durchkloppen (wie Propagandhi auch) und eben einfach Punkrock sind (wie Propagandhi – nein…) Eben nicht wie Propagandhi.

Die Kanadier setzen sich auf Supporting Caste – wie immer – zwischen diverse Genre-Stühle und hocken mit jedem ihrer vier Buchstaben mehr oder weniger auf einer Ecke. Klar ist das hier Punkrock. Man höre nur Potemkin City Limits! Klar ist das hier Hardcore. Man höre nur This Is Your Life! Klar ist das hier Metal. Man höre nur Supporting Caste!

Was alle Propagandhi-Alben zusammenhält, ist die pedantische Präzision, mit der die Band ihre Musik einspielt. Die Songs sind allesamt mindestens zwei Nummern komplexer als der Punkrock-Standard. Übergänge, Breaks und verschiedene Songteile passen aber immer wie Arsch auf Eimer. Strophe, Refrain, Strophe, Refrain, Bridge, Refrain gibt es auch auf Supporting Caste nicht. Aktives Hören lohnt sich. Immer wieder werfen Propagandhi dem Hörer eindringliche Melodiebruchstücke vor die Füße, wie in Tertium Non Datur. Nur um gleich darauf alles wieder niederzuwalzen.

Aber auch die Texte haben es wieder in sich. Chris Hannah weiß seine Worte als Waffe zu benutzen. Mit seinem Vokabular erscheint er manchmal wie der Streber-Bruder von Greg Graffin. Da George W. Busch nicht mehr im Amt ist, besinnt er sich diesmal auf persönlichere Themen und lässt die große Politik erstmal in Frieden. Without Love beispielsweise ist ein für Propagandhi-Verhältnisse geradezu anrührendes Liebeslied.

Leider fehlt einigen Songs auf Supporting Caste das gewisse Etwas, das Alleinstellungsmerkmal, der geniale Einfall, der den Song aus der Masse hervorhebt. So wabert Human(e) Meat (The Flensing Of Sandor Katz) ein wenig ziellos in der Gegend herum. Und The Banger’s Embrace lässt nach einem großartigen Anfang nach. Auf der anderen Seite stehen Stücke wie das eindringliche Dear Coach’s Corner oder der epische Abschlusstrack Last Will & Testament, bei dem sich Chris Hannah verbal so lange wie nie zuvor zurückhält. 7/10

Anspieltipps: Dear Coach’s Corner, Potemkin City Limits, Without Love

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