Sonntag, Mai 03, 2009

Trouble - Unplugged


Halbakustischer War-mal-Metal. Was für eine Mogelpackung! Unplugged steht in großen Lettern vorne auf dem Digipak. Und gerade bei Trouble scheint das ja auch eine logische Konsequenz zu sein. Wenn es eine Doom-Metal-Band gibt, deren Songs auch akustisch fantastisch funktionieren würden, dann doch die Mannen rund um Eric Wagner. Schon die letzte Studioplatte Simple Mind Condition war schließlich kein kompromissloser Metal.

Trouble übertreffen die Erwartungen sogar: Rain schwelgt geradezu im Schönklang zwischen Klavier und Akustikgitarre. Easy Listening ist angesagt. Auch Flowers und Requiem funktionieren. Ein Stück langsamer, mit getragenen Gitarren unterlegt und mit einem stimmlich vorsichtigem aber trotzdem souveränen Eric Wagner. Man wird daran erinnert, dass hinter den meisten Rocksongs eine simple Komposition steht: Melodie und Begleitung, eine Stimme und eine akustische Gitarre.

Und dann schleicht sich bei Smile die erste E-Gitarre ein. Clean, aber verstärkt. Fast ein Surfsound. Trouble bemühen sich, weiterhin traurig zu klingen, aber mit Beach-Boys-Gitarren klappt das nicht. Ab hier kippt die Platte, unplugged ist anders.

Unabhängig davon überzeugt auch die zweite Hälfte durch Abwechslung – nicht unbedingt eine Tugend des Doom Metal. Misery wird gegen Ende fast jazzig. Und danach versuchen sie überhaupt nicht mehr, sich als unplugged zu verkaufen. Was kommt, ist ein angezerrter Fast-Metal. Weder Fisch noch Fleisch, aber als Experiment durchaus spannend. Die Songs halten sich etwas zurück, ansonsten wären wir auf dem nächsten regulären Trouble-Album angelangt. (Das – ganz nebenbei – ja in der Mache ist, aber ohne Eric Wagner auskommen muss. Ersatzsänger Kory Clarke hat allerdings beileibe keine annähernd so markante Stimme.)

Alles in allem hört man, dass Unplugged zusammengewürfelt ist. Die Aufnahmen stammen aus ganz verschiedenen Epochen der Bandgeschichte. Der Übergang zwischen den fast-akustischen und den fast-elektrischen Songs ist ein wenig holprig. Aber die Songs wissen zu überzeugen, auch dank Eric Wagner. Trouble werden an dem Wegfall zu knabbern haben. 7/10

Anspieltipps: Flowers, Misery, Fly

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