Donnerstag, Juni 18, 2009

Anti-Flag - The People Or The Gun


punkrock. Großes war ja sowieso nicht mehr zu erwarten von Anti-Flag. Eine Band, die zwar immer mal den einen oder anderen Gassenhauer dabei hatte, der es aber auch zu jeder Zeit an einem Alleinstellungsmerkmal mangelte.

Politisch waren andere vor ihnen und werden noch viele nach ihnen sein. Und musikalisch gibt es seit Jahren halt den einen Anti-Flag-Song, immer wieder ähnlich, nur selten einprägsam. Das ist Nullachtfünfzehn-Punkrock, wie ihn sogar Pennywise noch abwechslungsreicher hinbekommen. Eins muss man den Mannen um Justin Sane aber zugute halten: Geändert hat sich an ihrer Musik auch in den vergangenen Jahren beim Major-Label nichts. So fällt es auch kaum auf, dass sie jetzt wieder kleinere Brötchen backen.

Und manchmal funktioniert der Anti-Flag-Song ja auch. Man erinnere sich an den Titeltrack von Underground Network oder die grandiose B-Seite Seattle Was A Riot. Auf The People Or The Gun traut er sich aber einfach nichts zu, der Anti-Flag-Song. Bei This Is The First Night kommt die Mitsingstimmung nur auf, weil irgendwann eine Geräuschkulisse wie im Pub eingespielt wird. Der Ein-Minüter You Are Fired (Take This Job, Ah, Fuck It) klingt nicht nur dem Titel nach sehr gezwungen nach Propagandhi. Und auch ansonsten hetzen sie sich uninspiriert auf den immer gleichen Pfaden, Akkorden, Rhythmen und tiefroten lyrischen Ergüssen durch die Songs, die sich ständig zu wiederholen scheinen. Das ist nicht einmal so richtig schlecht, aber im schlimmsten Sinn egal.

Wer dem Punkrock Engstirnigkeit und Variationsarmut vorwirft, hat eigentlich selbst Schuld. Aber hier fällt es unangenehm auf. Die Bausteine sind fast greifbar, man kann sich seine eigenen Anti-Flag-Songs neu zusammensetzen. Den Knüppelbeat und die abgedämpfte Strophe aus The Old Guard, dazu der treibende Refrain mit den Pentatoniken aus Sodom, Gomorrah, Washington D.C. (Sheep In Shepherds Clothing) oder die offenen Akkorde am Anfang von The Gre(a)t Depression und dazu die in We Are The One geradezu überdominanten Whoas. Nein, es fehlt einfach das gewisse etwas: die Ironie von NOFX, das stupende Lehrerwissen von Bad Religions Greg Graffin, das Händchen für die großen Melodien, wie Green Day es haben, die technische Brillanz von Propagandhi, die schludrige Straßenattitüde von Rancid. Die Liste ließe sich fortsetzen. 4/10

Anpieltipps: Gomorrah, Washington D.C. (Sheep In Shepherds Clothing), The Economy Is Suffering... Let It Die, The Old Guard

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