Dienstag, Juni 23, 2009

Dinosaur Jr. - Farm


Solo für Gitarre. Nach ziemlich genau einer Stunde ist das einzige, an das man sich erinnern kann, ein Gitarrensolo. Massiv stünde es im Raum, wenn so ein Solo denn stehen könnte. 60 Meter wäre es hoch, wenn es denn eine Größe hätte. Hat es aber nicht, nur eine Länge – die scheint bei etwa 60 Minuten zu liegen – und einen Namen: Farm.

J Mascis’ Gitarrenspiel ist – wie eh und je – so dominant, dass beim ersten Hördurchgang kaum ein anderer Aspekt auf Farm die Möglichkeit hat, aufzufallen. Aber Geduld hat sich bei dem Schrammel-Dreier aus Massachussetts schon immer gelohnt. Überhaupt ist es erstaunlich, wie wenig sich bei Dinosaur Jr. geändert hat, 20 Jahre nach ihrer De-facto-Trennung und vier Jahre nach einer erfreulich unspektakulären Reunion.

Beyond, das Comeback-Album, war der Beweis, dass sie es immer noch können, dass sie immer noch verdammt gut sind und dass gute Rockmusik zeitlos ist. Und so wehren sich die drei Dinosaurier auch auf Farm erfolgreich gegen jegliche Form der Evolution und moderne Spielereien.

Farm hat alles, was so ein Dinosaur-Jr.-Album braucht: tieftraurige und naiv-optimistische Melodien, Mascis flehenden Gesang, ellenlange Gitarrensoli, Murph und Lou Barlow. „Unspektakulär“ – das ist kein schönes Wort, beschreibt die Platte aber ganz wunderbar. So unaufgeregt, lässig und melodiesicher kann wohl nur eine Band mit viel Erfahrung sein.

Hat man sich erstmal wieder reingehört in die 80er, gibt es viel zu entdecken. Die sommerliche Single Over It beispielsweise, das abgehangene und sehr dynamische Plans oder der Rock’n’Roller Friends, der selbst dem notorisch bewegungsfaulen J Mascis beim Spielen doch ein leichtes Kopfnicken abringen dürfte. Bassist Barlow steuerte auch wieder zwei Songs bei, die dem typischen Dinosaur-Jr.-Sound ein wenig Abwechslung beibringen.

Drei Stücke überschreiten die sechs Minuten locker, einer davon ist gar nahezu neun Minuten lang: I Don’t Wanna Go There wartet mit Vier-Minuten-Solo, abwechslungsreichen Riffs und krachigem Lautstärkepegel auf. Der Song wäre bei Guitar Hero wahrscheinlich eine einzige Farbenflut und zeigt die Band in Höchstform. 8/10

Anspieltipps: Pieces, Over It, I Don’t Wanna Go There

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