Montag, Juni 18, 2007

Biffy Clyro - Puzzle


Alternative Rock. „Die Progpoprock-Schotten mit den regelmäßig hässlichsten Coverbildern sind wieder da“, leitet Matthias Mante seine Rezension auf laut.de ein. Was dann folgt, ist kein Verriss, aber ein durchaus desillusionierter Text über die verlorenen Ecken und Kanten in der Musik von Biffy Clyro. Von „stumpfen Winkeln“ wird gesprochen. Puzzle sei „mitunter selbst für Radiolandschaften etwas zu berechenbar“. Eine Gegendarstellung!?

Fangen wir einfach an. Das Artwork der CD, des Booklets und auch begleitenden Singles sollte diesmal auf jeden Fall auch höheren Ansprüchen genügen. Kräftige Farben vermischen sich mit einer sehr passenden rätselhaften Optik. Die Musik ist allerdings nicht so leer wie der dargestellte Raum. Und um die Metapher konsequent auszureizen: Die Musik braucht wohl eher diesen großen Raum, um sich zu entfalten. Natürlich sind Biffy Clyro jetzt bei einem Majorlabel und ganz ehrlich: Das hört man den Songs auch an. Da aber auch „hier keine fiese Vorurteilsschmiede am Werk ist“ (Plattentests.de), will ich das nicht grundsätzlich negativ bewerten.

Biffy Clyro nähern sich dem Popsong an, fangen ihn ein, malen ihn bunt an und lassen ihn dann wieder frei. So verfügt der Opener Living Is A Problem Because Everything Dies nicht nur über Binsenweisheiten wie „I met God and he had nothing to say to me“, sondern auch über das nervigste (und großartigste) Intro der ersten Hälfte diesen Jahres und über ein pompöses Orchester. Die typisch verqueren Gitarrenlicks nehmen sich etwas zurück und die Songstrukturen sind im Durchschnitt simpler als noch auf Infinity Land. Das löst bei den Hörern positive wie negative Reaktionen aus, wie hier nachzulesen ist. Größter Aufhänger ist die unglaublich schmalzige (und wiederum großartige) Ballade Folding Stars. Allerdings ist diese auch ein Beweis dafür, dass Biffy Clyro in einer unheimlich großen Stilvielfalt gute Songs schreiben können: „Klassische“ Biffy-Songs wie A Whole Child Ago, As Dust Dances oder das monumentale Get Fucked Stud, minimalistische Kleinode wie Now I’m Everyone oder das naiv-stoische Who’s Got A Match? und eben auch den radio- und stadiontauglichen Rockhit (Saturday Superhouse, Semi-Mental). Eigentlich sollte man sich freuen, dass auch unter einem Majorlabel noch solch heterogene Alben möglich sind. Die Reduzierung auf das Wesentliche in den Songs steht Biffy Clyro erstaunlich gut. Stagnation wäre doch auch auf dem Komplexitätslevel von The Vertigo Of Bliss oder Infinity Land nicht wünschenswert. 9/10

Anspieltipps: A Whole Child Ago, Get Fucked Stud, Machines

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