Mittwoch, Juni 13, 2007

Queens Of The Stone Age - Era Vulgaris


Rock. Fortschritt. Für einige hat sich damit vielleicht nur das Mindeste erfüllt, für andere ist es eine gute Nachricht. Die Queens Of The Stone Age haben sich nach Lullabies To Paralyze weiterentwickelt. Es war nie Josh Hommes Art, auf der Stelle zu stehen, und somit klingt Era Vulgaris wieder anders, wieder neu, auch wieder gut? Zunächst einmal bringt der Fortschritt auch personelle Veränderungen. Die feste Band besteht derzeit aus Homme, Drummer Joey Castillo und Gitarrist Troy van Leeuwen, die, wenn man dem Booklet glauben darf, alle drei am Prozess des Songschreibens beteiligt waren. Für die anstehende Tour wurden die Posten des Bassisten und Keyboarders neu besetzt.

Gesundheit. Im Visions-Interview (Ausgabe 172) sagt Homme, er fühle sich wesentlich gesünder als nach den letzten Albumaufnahmen. Erstaunlicherweise hört man zunächst einmal das Gegenteil: Der Sound, die Riffs, die Rhythmik, alles klingt sehr kaputt, allerdings auch sehr konsequent. Im Gegensatz zur letzten LP scheint diese Platte absolut aus einem Guss zu sein. Stakkato-Riffs aus wenigen Akkorden ziehen sich durch die gesamte Spielzeit, alles hört sich sehr mechanisch an, fast nach Industrial (und das nicht nur auf dem Titelsong, der mit Trent Reznors Unterstützung punktet, allerdings nur Bonus Track ist). Andreas Borcholte benutzt die treffenden Adjektive „zynisch, schmutzig, hypnotisch und hart“. Man kann dankbar darüber sein, dass nicht versucht wird, den Hörer zu unterfordern. Plastikpop geht auf jeden Fall anders.

Darüber liegt Hommes durchaus als einzigartige Stimme. Nach dem „Ausstieg“ von Nick Oliveri (der von Pitchfork arg vermisst wird) und Mark Lanegan der einzige Sänger der Queens, scheint Homme sich einige Mühe gegeben zu haben, seinen Gesang variabler zu gestalten. Passen tut das auf Anhieb bei dem Desert-Sessions-Song Make It Witchu, der gewissermaßen den Ruhepol in der Mitte des Albums bildet. Darum passiert viel Rabiates: Battery Acid und die erste Single Sick, Sick, Sick haben programmatische Titel, 3’s & 7’s kommt sehr stoisch daher, Suture Up Your Future fängt ruhig und melodiös an, endet dann aber auch krachig und die letzten beiden Songs River In The Road und Run, Pig, Run kommen fast schon aus der Wüste und fahren den Freeway Richtung Stoner Rock. All dies meistert Homme stimmlich wie immer leicht gewöhnungsbedürftig aber letztendlich beeindruckend.

Erfolg. Gesundheit muss hier also von innen heraus verstanden werden: Spielfreude, ein passendes Konzept, das bekloppteste und vielleicht beste Artwork dieses Jahres und eine funktionierende Band. Dies spiegelt sich wieder in einem Album, die laut Plattentests.de auch nach Monaten noch spannend sein wird. 9/10

Anspieltipps: I’m Designer, Battery Acid, River In The Road

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