Mittwoch, Juni 13, 2007

Dinosaur Jr - Beyond

Schrammel-Indie. Der Autor dieser Zeilen ist wahrscheinlich zu jung, um diese Band rezensieren zu dürfen. Der Autor dieser Zeilen war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von You’re Living All Over Me runde zwei Jahre alt. Der Autor dieser Zeilen kannte Dinosaur Jr bis vor zwei Monaten überhaupt nicht. Im Angesichte des Scheiterhaufens denkt sich der Autor dieser Zeilen: „Das hier ist mein Blog, verdammt!“

Neben Trouble also an dieser Stelle eine weitere Band aus den 80ern. Vielleicht ist an der Retrowelle (siehe unten) doch etwas dran. Aber so lange sie Alben wie Beyond hervorbringt, darf die Welle gerne weiterrollen. Im Folgenden also Ansichten aus der Perspektive des Neuentdeckers.

„Schrammel-Indie“ scheint eine wunderbare Beschreibung für Dinosaur Jr zu sein. Das gilt sowohl für die älteren Werke als auch für diese neue Platte. Trotzdem kann man von einer Entwicklung sprechen. Die Songs sind seit 1988 auf jeden Fall moderner geworden. Im Vergleich zu Bug fällt ein wesentlich zielgerichteteres und effektiveres Songwriting fast sofort auf. Die wunderbaren Gitarrenmelodien fügen sich weich in die Umgebung ein, der verklärte Gesang passt perfekt. Und immer wenn J Mascis zum Solo ansetzt, schleicht sich ein zufriedenes, leicht wahnsinniges Grinsen auf das Gesicht des Hörers. Selbst wenn die Band ins Manische abdriftet (Pick Me Up) oder sich ins Metalland verirrt (It’s Me), scheint sie über den Dingen zu schweben. Das diese drei Typen auf der zwischenmenschlichen Ebene überhaupt nicht miteinander klarkamen/klarkommen, scheint angesichts der Musik absurd. Nicht, dass hier pausenlos Gutelaunemusik produziert wird, aber eigentlich schwingt immer ein positives Moment in den Songs. Die Single Been There All The Time ist mit ihren recht euphorischen Breaks das beste Beispiel dafür. Oder der Einstieg: Ein springendes und rennendes Gniedelsolo gibt ab der ersten Sekunde den Takt vor.

Die warme Produktion tut ihr übriges. Sogar Pitchfork nennt sie „crystalline“ und „nostalgic“. Seltsamerweise wurde im Wohnzimmer von J Mascis aufgenommen. Vielleicht ist die Heimeligkeit des Raumes irgendwie übergesprungen. Ich fühle mich jedenfalls zu Hause beim Hören dieser Platte, die „nur Teil eines riesigen, lebenden Fossils ist, dessen Nische mittlerweile überbevölkert sein mag“ (Plattentests.de) und trotzdem für mich eine neue musikalische Erfahrung darstellt. 8/10

Anspieltipps: Almost Ready, Pick Me Up, Back To Your Heart, Been There All The Time

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