Donnerstag, April 23, 2009

...And You Will Know Us By The Trail Of Dead - The Century Of Self


Prog-Rock-Indie-Krach-Bombast. Es beginnt, wie andere Platten enden. Jeder drischt auf sein Instrument ein: Gitarre, Klavier, ein paar Trommeln, was elektronisches. Alles spielt durcheinander, bis sich aus der Geräuschkulisse irgendwann eine Melodie herausschält. Dann verhallt alles und nach einem kurzen Fiepen befinden wir uns im Jahr 2002.

Musik kann eine Zeitmaschine sein, durch Zufall oder Absicht. Bei Trail Of Dead ist es wahrscheinlich Absicht. Nach dem finanziellen und vermarktungstechnischen Disaster So Divided sind sie wieder bei einem Indie-Label und machen wieder Indie-Rock. Songstrukturen und Lautstärkegrenzen, sauberer Gesang und schöner Klang fallen also jetzt wieder öfter hintenüber. Stattdessen ist Platz sich auszutoben. Far Pavilions und Isis Unveiled lassen da keine Zweifel aufkommen. Ausgedehnte Mittelteile, die ins redundante abgleiten, durchzogen von scheppernden Instrumenten und Nebengeräuschen machen die ersten Hördurchgänge mehr als anstrengend. Und plötzlich (aber auch wenig überraschend) kommt dann der Song zurückgestolpert. Isis Unveiled überschlägt sich gegen Ende geradezu. Gleich zwei Stücke hintereinander überschreiten die sechs Minuten.

Hinübergerettet haben sie aber den Bombast vom Worlds Apart und So Divided. Halcyon Days ertrinkt geradezu in Instrumenten, Chören und Effekten, bevor es nach drei Minuten ausklingt und sich dann Schicht um Schicht wieder aufrichtet. Erst zur Hälfte des Albums gibt es einen richtigen Hit, mit Strophen, Refrains und allem drum und dran. Fields Of Coal sticht zu diesem Zeitpunkt heraus aus all der künstlerischen Freiheit, die Trail Of Dead sich nehmen.

Der zweiten Hälfte geht dann leider etwas die Luft aus. Das ungestüme Vorwärtsgepolter weicht dem Piano. Durch das Album geht ein klarer Bruch. Conrad Keelys Stimme tritt in den Vordergrund und spätestens bei Inland Sea fällt negativ auf, dass der Mann einfach kein guter Sänger ist. Pictures Of An Only Child versinkt in Belanglosigkeit und einer furchtbar pathetischen Strophe. Trotzdem fallen hier immer noch Songperlen wie Luna Park ab. Oder Ascending, das abermals eine kleine Zeitreise - diesmal an den Anfang des Albums - vollführt und sich anhört, als würde die Band zwei Songs auf einmal spielen. Auch der Abschluss ist mit seiner Zirkus-Rhythmik und dem krachigen Chor versöhnlich. Trail Of Dead haben ein paar Beulen und gebrochene Knochen davongetragen, schlagen sich aber immer noch tapfer. 7/10

Anspieltipps: Isis Unveiled, Fields Of Coal, Luna Park

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